Die Feuerwehr Ostermünchen klärt Bürger über Rettungskette im Notfall auf
von Kathrin Gerlach © OVB
Ostermünchen – Durch die Gaspipeline Nordstream I floss am Wochenende wieder kein Gas. Zwar sollen nach Regierungsangaben die Gasspeicher für den Winter gut gefüllt sein. Trotzdem wird befürchtet, dass die Gasknappheit in Deutschland zu einer Stromknappheit führen könnte. Der Katastrophenschutz des Landkreises Rosenheim warnt schon seit Monaten vor einem Blackout. Gemeinden und Feuerwehren bereiten sich auf einen flächendeckenden Stromausfall vor. „Wenn der Strom länger als 15 Minuten ausbleibt, werden alle Feuerwehrgerätehauser in der Gemeinde Tuntenhausen besetzt“, informiert Michael Marx, Zweiter Kommandant der Ostermünchener Feuerwehr.
Gemeinde bereitet sich schon intensiv vor
Die wichtigsten Eckpunkte des Tuntenhausener Rettungsplanes sind klar: „Wir Feuerwehren werden die erste Anlaufstelle für unsere Bürger sein, wenn nichts anderes mehr funktioniert“, betont Thomas Niedermaier, Vorsitzender des Feuerwehrvereins Ostermünchen. Ohne Strom funktionieren weder Telefone, noch Internet, noch Tankstellen. „Das Ostermünchener Gerätehaus ist das einzige in der Gemeinde, das mit einem Notstromaggregat zu 100 Prozent mit Strom und Heizung versorgt werden kann“, macht Marx klar. Auch der Treibstoffnachschub ist geklärt.
Treibstoffversorgung für Retter ist gesichert
„Eine private Tankstelle in der Gemeinde kann mit einem Notstromaggregat betrieben werden, damit die Fahrzeuge der Rettungskräfte und Notstromaggregate für wichtige öffentliche Einrichtungen weiter betankt werden können“, so Marx. Gegenwärtig werde mit Lebensmittelherstellern aus der Gemeinde zudem beraten, wie eine Feldküche betrieben werden kann, denn: „Nach drei Tagen ohne Strom sind auch die Lebensmittel in Kühlschränken und Gefriertruhen verdorben“, macht Niedermaier die Tragweite eines Blackouts klar. Die Feuerwehren bereiten sich darauf vor, Zufluchtsorte für die Bürger zu sein. Dafür werden jetzt unter anderem auch die alten, batteriebetriebenen Funkgeräte wieder aktiviert. „Wenn die Menschen keinen Notruf mehr absetzen können, müssen sie auch in medizinischen Notfällen zu uns kommen, damit unser First Responder zu Hilfe eilen kann“, umreißt Niedermaier die Bandbreite der Aufgaben der ehrenamtlichen Helfer klar.
Lange Nacht der Feuerwehr am 24. September 2022
Um die Bürger umfassend aufzuklären und in die Vorbereitungen für den Ernstfall einzubinden, laden die Ostermünchener am Samstag, 24. September, zur Langen Nacht der Feuerwehr am Gerätehaus ein. Ab 16 Uhr klären sie die Bürger auf, wo sie sich im Ernstfall Hilfe holen können. Zudem präsentieren sie den Besuchern in einem simulierten Einsatz, wie ein Zimmerbrand entsteht und gelöscht werden kann. Dafür richten sie im Brandcontainer ein Wohnzimmer ein und zeigen gefährliche Brandquellen im Haushalt: eine brennende Kerze etwa oder eine glimmende Zigarette. „Die Besucher werden sehen, wie sich ein Schwelbrand innerhalb weniger Minuten zu einem Vollbrand entwickelt“, kündigt Niedermaier an. In Atemschutz-Vollmontur zeigen die Kameraden dann, wie ein Brand gelöscht wird. Während Kommandant Uli Murnauer den Einsatz leitet, wird sein Stellvertreter das Geschehen für die Besucher kommentieren. „Auch um zu erklären, wie mit gezieltem Einsatz des Löschwassers der Brand schnell eingedämmt und der Wasserschaden so gering wie möglich gehalten wird“, erklärt Michael Marx.
Spektakulär dürfte auch die Fettbrandexplosion werden. „Es ist eine der häufigsten Ursachen für Wohnungsbrände“, wissen die Feuerwehrler aus ihren Einsatzerfahrungen. In der Nacht der Ostermünchener Feuerwehr erleben die Besucher live, was passiert, wenn sie versuchen, eine Fettexplosion mit Wasser zu löschen. „Dann breitet sich das Feuer explosionsartig im Raum aus und schlägt zurück“, warnt Marx. Deshalb zeigen die Kameraden am 24. September, wie eine Fettexplosion richtig gelöscht wird.
Die Ostermünchener geben an diesem Abend viele wertvolle Tipps für den Alltag. Einen Auffrischungskurs in Erster Hilfe gibt es bei den First Respondern. Die Feuerwehrler bieten ein Training am Feuerlöscher an, damit das Entriegeln, Aktivieren, Auslösen und richtige Löschen für jedermann nachvollziehbar und begreifbar wird.
An einem Autowrack demonstrieren die Kameraden, welche Aufgaben sie bei Unfällen haben und wie schwer es ist, eine verletzte, eingeklemmte Person medizinisch zu versorgen und gleichzeitig aus einem Unfallwagen zu bergen. „Die Besucher können sich auch selbst an den Schneid- und Spreizwerkzeugen versuchen, um zu spüren, was das für eine körperlich anstrengende Arbeit ist“, so Niedermaier.
Auch die Jugendfeuerwehr kommt zum Einsatz. „Wir haben mit 24 jungen Männern und Frauen einen starken Nachwuchs für unsere Wehr“, ist Marx dankbar. In der Langen Nacht der Feuerwehr zeigen sie, wie eine Löschwasserleitung oder eine Saugleitung aufgebaut werden. Die Ostermünchener Kameraden wollen den Menschen am 24. September Ängste nehmen und sie ein Stück weit auch als wesentliche Glieder der Rettungskette qualifizieren. Doch bei allem Ernst der aktuellen Lage soll auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommen. Die Gäste dürfen sich auf selbst gebackenen Kuchen, Getränke und echte Bayern-Pizza freuen. Das Gerätehaus steht für Führungen offen. Und sogar eine Modenschau ist geplant, denn: „Wir wollen unsere verschiedenen Einsatzkleidungen für Brände, Hochwasser, Absturzsicherung oder Arbeiten mit der Motorsäge und natürlich unsere Uniformen präsentieren“, kündigt der Vereinsvorsitzende an.
„Aliens“ stellen sich in Modenschau vor
Wichtig ist ihm dabei aber vor allem, den Kindern die Angst zu nehmen, denn: „Wenn wir mit Vollmontur und Atemschutzmaske ausgerüstet sind, sehen wir aus wie Aliens und machen dazu auch noch seltsam raschelnde Atemgeräusche. Damit Kinder sich im Ernstfall nicht vor uns verstecken, sollen sie mit der Ausrüstung vertraut gemacht werden.“
Mit einem geselligen Beisammensein klingt die Lange Nacht der Feuerwehr aus, nach der die Ostermünchener wieder ein Stück enger zusammengerückt sein werden. Und vielleicht meldet sich der eine oder andere Besucher danach ja für den aktiven Dienst beim First Responder oder bei der Feuerwehr an. Verstärkung wird immer gebraucht.